Die Tollkirsche
Ohne sie ist es schwer. Ganz ohne Pluto ist kein Team komplett.
Die griechische Schicksalsgöttin Atropos – die Unerbittliche – ist die Namensgeberin der Belladonna, womit gleich schon mal die Alarmglocken schrillen. Die Giftigkeit der Tollkirschen schneidet wie die Schicksalgöttin den Lebensfaden ab, doch als Mitarbeiterin ist sie unersetzlich.
Als “Schlafbeere” wurde die Atropa belladonna um 1.035 n. Chr. als erste chemische Waffe berühmt. Der Schotte Duncan I. lag damals mit Norwegern im Krieg. Er versetzte das Bier mit dem Saft der “Tintenbeere”, lies es in das feindliche Lager bringen und konnte so seine Feinde im Tiefschlaf spielend überrumpeln. Die Heiler nutzten diese Gabe schon lange vor, während und nach Narkosen.
Die schöne Frau hält sich nur an glückbringenden Plätzen auf. Ihre Blätter beugen sich über die violette, etwas düstere Blüte wie ein Sonnenschirmchen. Auch uns wird diese lichtscheue Heilerin von Pluto und Mond, die selbst gerne im Schatten bleibt, gegen die bösen Folgen der Sonne schützen.
Doch Mauerblümchen holt sie aus den Nischen. Ihre schwarz-violette Früchte erscheinen wie glühende Augen zwischen dem Grün. Sie erweitern die Pupillen, was noch heute in der Augenheilkunde und früher von den Damen des Hofs gerne genutzt wurde. Sie liefen dann zwar nahezu blind durch die Gegend, doch strahlten Erotik und Leidenschaft aus.
Wir verwenden die Gaben dieser Mitarbeiterin lieber für den Blick in die Anderswelt und zur Bewusstseinserweiterung. Bei Kopfschmerzen, Augendruck, zur Stärkung der Abwehr, bei Krämpfen und schmerzhafter Periode brauchen wir diese plutonische Kraft. Sie wird sich bei der Geburt, beim Zahnen, Migräne, Epileptiker und auch bei Steinleiden bewähren, indem sie die Gefäße erweitert und Körper, Seele und Geist entspannt. Kinderkrankheiten, besonders wenn das Fieber den Kopf heiß und Hände und Füße kalt macht, psychischer Druck und Bettnässen im Tiefschlaf rufen nach der schönen Frau.
Der dreigeteilte Stängel weist sie als Hexenpflanze aus, die die Flugangst nimmt, den Liebesgenuss verstärkt und das Verständnis zu den Mitmenschen verbessert.